Helge Letonja Steptext Bremen

Out Of Joint

Konzept und Choreographie: Helge Letonja und Gregory Maqoma Komposition: Serge Weber Bühnenbild: Helge Letonja und Julia Arroja da Silva Kostümbild: Katja Fritzsche und Keaoleboga Seodigeng Dramaturgie: Anke Euler Tänzer: Kossi Sébastien, Aholou-Wokawui, Thulisile Binda, Oh Chang Ik, Steven Chauke, Mariko Koh, Phumlani Life Mndebele. Schneiderin: Lin Mary Busse Fotos: Marianne Menke Produktion: Steptext Dance Bremen und Vuyani Dance Theatre Koproduktion: Bremer Shakespeare Company Premiere: 02. März 2017 Dauer: ca 65 min

Zwei denkbar unterschiedliche Künstler machten sich an ein ungewöhnliches Werk: Unabhängig voneinander entwickelten Helge Letonja (Bremen) und Gregory Maqoma (Johannesburg) eine Choreographie zum Thema „Aus den Fugen geraten“ und setzten dann diese beiden Werke zu einen abendfüllenden Stück zusammen. Aus den Fugen geraten für beide die gesellschaftlichen Ordnungen und Gefüge, sie betrachten die sich verschiebenden Machtbalancen, ohne zu verurteilen, eher beschreibend, konfrontativ, drastisch, erschütternd. Die 6 Tänzer beider Ensembles treffen während der Verschmelzung der Arbeiten aufeinander, furios, poetisch, fügen unterschiedliche Ästhetiken, Kontexte und Körperbilder ineinander.

Die Komposition von Serge Weber trägt das ihre zur Vernetzung bei. Unerhöhrend pulsend, Irritationen verstärkend und zur Verschmelzung beitragend erlaubt die Musik wenig Raum für Erholung, sie zieht das Gehör des Zuschauers in den Strom dessen, was die Arbeiten von Letonja und Maqoma für das Auge bezwecken: die Unausweichlichkeit der Unordnug oder des Chaos. In seinen Soundräumen überlagern sich die Rhythmen, flirren die Impulse, münden winzige Irritationen in tastende Nähe und jähe Eruptionen.

In Soli, Duos und Gruppensequenzen erschließen sich dem Zuschauer die Sprengkraft von „Out Of Joint“. Unmittelbar demonstriert die Physis des Ensembles Präsenz: Kräfte zerren aneinander, fliehen voreinander, Lähmungen Ängste und Rebellionen zeigen sich in individuellen und sozialen Körpern. Wortfetzen blitzen auf, Sehen, Hören, Berühren erweisen sich als essentiell für die Begegnungen.

„We need to be brave“. „To trust the other is to trust ourselves“, so beschrieben die Choreographen die lebendige Herausforderung ihres sinnlich vielsprachlichen Sextetts.